Die Clipper-Chip-Diskussion

Kriminalitätsbekämpfung versus persöliche Freiheitsrechte


Chip


von Andreas Dieckmann

Seminararbeit im Rahmen des Seminars "Rechner, Gemeinwesen, Sicherheit"
an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld




Es gibt nur wenige Themen, die eine so umfangreiche Diskussion im Internet ausgelöst haben wie der Clipper-Chip. Die Anzahl der WWW-Seiten und Newsgroup-Beiträge zu diesem Thema ist enorm. Benutzt man eine Internet- Suchmaschine wie z. B. AltaVista, so erhält man auf eine einfache Such-Anfrage mit dem Stichwort "Clipper-Chip" zwischen 2000 und 3000 Antworten.

Die Vielfalt der Diskussionsbeiträge von Befürwortern und Gegnern des Clipper-Chips ist nahezu unüberschaubar. Nur mit einem erheblichen Aufwand an Zeit und Geduld kann man sich einen Überblick verschaffen. Zudem sind die Texte im Internet zu diesem Thema fast ausschließlich in englischer Sprache verfaßt, da die Einführung des Chips in erster Linie die Bürger der USA betraf.

Ziel dieser Seminararbeit ist es, eine Übersicht über die Clipper- Chip-Diskussion zu geben. Insbesondere für den interessierten deutschsprachigen Leser wurden die wichtigsten Aspekte des Themas zusammengefaßt. Auf eine Übersetzung ins Englische wurde verzichtet, da in dieser Sprache bereits zahlreiche Studien über den Chip veröffentlicht wurden.




Was ist der Clipper-Chip?

Der Clipper-Chip ist ein Computer-Chip, dessen Aufgabe die Verschlüsselung von digitaler Kommunikation über Telefonleitungen ist. Im Gegensatz zu den meisten gebräuchlichen Verschlüsselungsverfahren handelt es sich hier um eine hardware-orientierte Codierung, d. h. an der Verschlüsselung ist kein Software-Programm beteiligt.

Der Clipper-Chip wurde von 1985 bis 1990 von der National Security Agency (NSA) entwickelt und 1993 von der amerikanischen Regierung der Öffentlichkeit vorgestellt. Er arbeitet mit einem symmetrischen 80-bit Verschlüsselungs- und Entschlüsselungs- Algorithmus. Sender und Empfänger benutzen also den gleichen Code zur Ver- und Entschlüsselung der Kommunikation.

Der Algorithmus, der den Namen "SKIPJACK" trägt, wurde von der NSA zur Geheimsache erklärt. Als Grund gibt der Geheimdienst an, daß die Bekanntgabe des Algorithmus die nationale Sicherheit gefährden würde. Daher ist die genaue Arbeitsweise des Clipper-Chips bis heute nicht öffentlich bekannt. Produziert und programmiert wird der Chip von der Firma MYKOTRONX; dabei gelten strengste Sicherheitsauflagen.

Eine wesentliche Eigenschaft des Clipper-Chips ist seine Einsatzmöglichkeit bei der Kriminalitätsbekämpfung: Durch spezielle Vorkehrungen ist es dem FBI und den Geheimdiensten möglich, abgehörte Kommunikation zu entschlüsseln, die mit dem Clipper-Chip verschlüsselt wurde. Dazu ist die Vorlage eines Gerichtsbeschlusses erforderlich, der nur erteilt werden darf, wenn ein dringender Verdacht auf eine schwere Straftat vorliegt. An dieser Eigenschaft des Chips entzündete sich hauptsächlich die heftige Diskussion, da Bürgerrechtler das Recht auf Privatsphäre bedroht sahen.

Eine Übersicht über die (wenigen) bekannten Eigenschaften und technischen Daten des Clipper-Chips ist Teil dieser Seminararbeit. Das verwendete Prinzip bei der Verschüsselung wird ebenso erklärt wie der Mechanismus, der der Polizei und den Geheimdiensten die Enschlüsselung abgehörter Kommunikation ermöglicht. An dieser Stelle finden sich auch Verweise auf technische Beschreibungen, die von amerikanischen Wissenschaftlern über den Chip im Internet veröffentlicht wurden.

Die Diskussion über den Clipper-Chip wird in dieser Seminararbeit ebenfalls zusammengefaßt. Die verschiedenen Aspekte der Debatte im Internet werden ergänzend durch eine mit Erläuterungen versehene Auswahl von Diskussionsbeiträgen verdeutlicht. Betrachtet wird dabei auch, warum der Clipper-Chip letztendlich nicht wie geplant als landesweiter Standard in den USA eingeführt wurde - jedenfalls ist dies der letzte Stand der Dinge. Aber die Diskussion über ähnliche Initiativen der amerikanischen Regierung geht weiter.



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